Frischer Wind ums klassische Lied
Manfred Papst, NZZaS, 25.10.15
Das im Bernischen beheimatete Ensemble Musique Simili erfreut uns seit Jahren mit weltoffener Volks- oder besser Völkermusik, die sich aus den verschiedensten Quellen speist. Die Konzerte der Schwestern Aline (Sopran) und Juliette Du Pasquier (Violine und Kontrabass) und des Multiinstrumentalisten Marc Hänsenberger sind ein Erlebnis: Sie bringen den Zauber von Jahrmarkt und Vagabundentum, von Fernweh und Leidenschaft auf die Bühne – verspielt, verträumt, dabei hellwach und anspruchsvoll.
Auf seinem neuen Album wagt das Trio, unterstützt von Claudio Puntin an der Klarinette und von Andrea Panitz an der Gitarre, etwas Neues: Es stellt Lieder von Johannes Brahms solchen von Marc Hänsenberger (nach Gedichten von Rainer Frei) gegenüber.
Das Resultat verblüfft in doppelter Hinsicht. Zum einen werden hier 13 Volkslied-Bearbeitungen von Brahms wieder aus der guten Stube des Bildungsbürgertums in ihre Wildnis zurück entführt und mit rustikaler Kraft interpretiert; zum anderen stellen Hänsenberger und Frei diesen Melodien einen Zyklus von 13 Eigenkompositionen gegenüber, die auf eindrückliche Weise zeigen, wie man heute das vertraute Vokabular des Kunstlieds weiterentwickeln kann. Wie bei Musique Simili zu erwarten, ist das Album sorgsam produziert, schön gestaltet und mit vielen Notenbeispielen versehen. Ein Bijou!
Originalartikel