Gefühle in Musik verwandelt
Musique Simili spielt und singt nicht alltägliche Kompositionen. Am Freitagabend begeisterte das Musikertrio im Kunsthaus Interlaken.
Jungfrau Zeitung, 27.04.14
(Foto: Birgit Scheidegger)
Juliette Du Pasquier, Line Loddo und Marc Hänsenberger überschreiten mit ihrer Musik Grenzen, werden zu Nomaden. Die Klänge tönen unbekümmert, sehnsüchtig, betörend. Vor einem improvisierten Zelt spielten und sangen die drei Musiker Kompositionen, die bei den Sesshaften keinen Anklang finden, wie Hänsenberger zu Beginn des Konzerts den Zuhörern erklärte.
Vielleicht ist es dieses Eigentümliche, das die Zigeunermusik ausdrückt. Ein sentimentales Musizieren, das nach Heimatlosigkeit und manchmal sehr traurig klingt. Juliette Du Pasquier spielte die Geige mit unbändigem Feuer, während die Akkordeon-Klänge von Marc Hänsenberger wie sehnsüchtig gesuchte Freiheit wirkten. Line Loddo, Tochter eines Sarden und einer Südfranzösin, sang dazu mit mediterraner Kraft aus vollem Herzen. Das Zusammenspiel des Trios verwandelte Gefühle in Musik. Charme wurde mit Humor, Virtuosität mit Rhythmus gewürzt. Die Instrumente wechselten von Geige zum Bass, vom Akkordeon zum Piano. Zwischendurch wurden mit Tüchern spielerisch Flammen «entzündet» oder Schattenspiele hinter dem improvisierten Nomadenzelt gezeigt. Es war ein aussergewöhnliches Konzert, das sich mit der besonderen Musik der Fahrenden auseinandersetzte und manche Grenze sprengte. Wie eine Fata Morgana. (Birgit Scheidegger, Interlaken)